Social Recruiting & TikTok
TikTok wächst und wächst. Es ist in der Social Media Welt in aller Munde und bringt immer mehr deutschen, auch teils eher unbekannten Unternehmen, eine viel höhere Aufmerksamkeit. Fast alle Best Practices haben dabei etwas gemeinsam: Sie fokussieren sich sehr wenig auf ihre Produkte und Dienstleistungen, sondern auf die Darstellung als Arbeitgebermarke und die Gewinnung von neuen Arbeitnehmern. Mit anderen Worten sie betreiben sie „Social Recruiting“ über TikTok. Aber was ist das eigentlich genau und warum gerade auf TikTok? Das wird dir im Folgenden beantwortet.
Definition
Was ist
Social Recruiting?
Als Social Recruiting bezeichnet man die Suche nach Arbeitnehmern über digitale Netzwerke.
Grundsätzlich kann der Arbeitnehmermarkt in drei Gruppen eingeteilt werden: Die aktiv Suchenden, die latent Wechselwilligen und die vorerst Wechselunwilligen. Das wohl bekannteste Tool des Recruitings sind Stellenanzeigen. Diese sind jedoch nur bei Arbeitnehmern erfolgreich, die auch aktiv nach Jobs suchen. Social Recruiting kommt vor allem bei den latent Wechselwilligen ins Spiel. Diese suchen zwar nicht aktiv, spricht sie jedoch beispielsweise eine Social Ad an, dann wird ihr Interesse geweckt.
Oftmals werden die Tools des Social Recruitings nur auf die organische und bezahlte Nutzung von sozialen Netzwerken wie Instagram und Co. beschränkt, jedoch gibt es noch eine Anzahl an weiteren Tools. Natürlich sind die sozialen Netzwerke ein großer Bestandteil, aber auch beispielsweise Podcasts, WhatsApp for Business, Google Ads und die Recruiting Tools von LinkedIn und Xing gehören dazu.
Gerade mit dem Ausblick auf die immer jünger werdende Arbeitnehmerschaft wird das Social Recruiting einen immer höheren Stellenwert bei der Personalsuche einnehmen.
Warum TikTok für das Social Recruiting?
Reichweite & Wachstum
Der Punkt, in dem sich TikTok aktuell noch am meisten von anderen Plattformen unterscheidet, ist, dass jedes Video viral gehen kann und organisches Wachstum existiert. Denn der gesamte Content wird öffentlich der ganzen Nutzerschaft zur Verfügung gestellt. Bei der Bewertung und Ausspielung der Videos, ist vor allem die Interaktion der entscheidende Faktor. Gefällt der Content vielen Nutzern, so spielt TikTok es mehr und mehr Personen zu. So können Reichweiten und die Followeranzahl organisch viel schneller steigen als auf anderen Plattformen.
TikTok ist kein Kanal, um Produktvorstellungen zu spielen. Allerdings gibt es gerade unbekannten Unternehmen mit erklärungsbedürftigen und unbeliebten Produkten oder Dienstleistungen die Chance, trotzdem mehr Reichweite zu erlangen. Jedoch eben nicht über die Produkte und Dienstleistungen, sondern als Arbeitgeber, denn diese Themen funktionieren unabhängig von dem, was das Unternehmen sonst macht.
Das beste Beispiel ist das Unternehmen Ziehl Abegg, welches Industrieventilatoren und Aufzugstechnik herstellt. Nicht unbedingt Themen, mit denen sich viele Arbeitnehmer identifizieren, aber mittlerweile haben sie eine Followerschaft von fast 100 Tausend und 2.6 Millionen Likes. Dies zeigt ganz klar: Mit dem Ziel des Recruitings kann auch ohne Produktbezug, cooler Content viral gehen.
Warum TikTok für das Social Recruiting?
Nutzer
In Deutschland hat die Plattform mittlerweile 19.51 Millionen Nutzer. Anfang des Jahres 2022 lagen die Downloads der App direkt hinter den COVID Apps, was die weiter steigende Tendenz verdeutlicht. Die Nutzerschaft von TikTok war gerade zu Beginn sehr jung und auch heute sind die 16-19-Jährigen mit 73% immer noch am stärksten vertreten. Die darauffolgenden Altersklassen legen jedoch nach: Die 20-29-Jährigen sind schon zu 60% aktiv und sogar die 30-39-Jährigen liegen bei 48%. Dazu ist auch die Verweildauer auf TikTok mit durchschnittlich 24 Stunden pro Monat extrem hoch, höher als bei allen anderen sozialen Medien. Nicht umsonst trägt die Plattform den Slogan: „Die App mit Suchtfaktor“.
Der Fokus der aktuell aktiven deutschen Unternehmen liegt jedoch vor allem auf den Azubis, die auch einfach vom Content her, die passendste Zielgruppe darstellen. Allgemein ist auf TikTok wenig seriöser, sondern eher unterhaltsamer Content zu finden. Gerade Azubis finden Videos im Rahmen der Berufsorientierung immer relevanter. Welche Plattform ist dafür besser geeignet als eine Kurzvideo-Plattform wie TikTok?
Warum TikTok für das Social Recruiting?
Anzeigen
Mittlerweile ist auch in Deutschland der Self-Service Anzeigenmanager von TikTok verfügbar. Somit steht der Anzeigenschaltung nichts mehr im Weg. Grundsätzlich ähnelt der Manager den bekannten Anzeigenmanagern wie beispielsweise von Meta. Der einzig größere Unterschied, außer natürlich des Contents, besteht beim Targeting. Hier stehen neben den demografischen Daten vor allem die Interessen im Vordergrund, um die Zielgruppe einzugrenzen.
Ein Vorteil ist die unauffällige Darstellung der Ads. Diese sind natürlich gekennzeichnet, aber im Full-Screen und mit der richtigen Machart nicht so schnell von organischem Content zu unterscheiden wie auf anderen Plattformen. Außerdem nutzen noch deutlich weniger Unternehmen in Deutschland die Möglichkeit der Anzeigenschaltung auf TikTok. Demzufolge ist es also noch nicht überflutet.
Zusammenfassung
Vor- und Nachteile von
Social Recruiting auf TikTok
Vorteile
- Immer beliebtere App mit hoher Verweildauer
- Hohe Reichweite ohne viele Follower möglich, organisches Wachstum funktioniert
- Ermöglicht viel Persönlichkeit, muss nicht super hochwertiger Content sein
- Ads werden besser angenommen als auf anderen SoMe Plattformen
Nachteile
- Allgemein sollte man sich die Frage stellen, ob die Art der Darstellung und des Contents im Unternehmen gewollt ist
- Spagat zwischen Seriosität und Unterhaltung
- Zeitintensivste Social Media Plattform, da „spezielle“ Videos als kleinste Einheit gelten
- Vorplanung von Content ist nur bedingt möglich aufgrund aktueller Trends
von Anna Laag am 16. November 2022